Wasserschäden zählen neben Überhitzung, Sturzschäden oder Softwareproblemen zu den häufigsten Ursachen für Datenverlust bei Smartphones. Die neuen Geräte sind zwar wasserresistent, aber nicht wasserdicht. Dringt das Wasser in das Innere des Smartphones kann es kaum mehr entweichen und verursacht Korrosion, und Kurzschlüsse auf dem Logic Board.
Vor Kurzem erhielten wir ein iPhone 10 mit Wasserschaden zur Datenrettung, das sich als eines der komplizierteren Fälle entpuppte.
Mit der Erlaubnis unseres Kunden möchten wir den Fall schildern und zeigen, dass eine professionelle Datenrettung die beste Entscheidung im Fall von Datenverlust ist.
Datenverlust: Schadenhergang
Es sollte ein entspannter Tag am Gardasee werden: Schönes Wetter und eine Bootsfahrt. Natürlich möchte man diesen Moment als Erinnerung auf einem Foto festhalten… Da passierte das Missgeschick: Das iPhone rutschte durch die Finger und versank in den Fluten.
Unserer Kunde schilderte den Fall wie folgt:
„Vor etwa einem Jahr habe ich mein iPhone 10 vom Boot aus in den Gardasee fallen lassen.
Nach etwa 5 Minuten habe ich es wieder hochholen können.
Dann folgten die Klassiker aus dem Internet. In Reis packen, in Salz, Heizung, Sonne etc.
Nichts hat funktioniert. Vor Ort gab es einen Service, die kurz hineingesehen und eine Reparatur als aussichtslos angesehen hat.
Vor etwa 5 Wochen kam ich zurück aus Italien und mein IT-Spezialist gab mir Ihre Kontaktdaten als Empfehlung.“
Nun erhielten wir das iPhone. Man könnte denken ein Klassiker, ein Smartphone mit Wasserschaden, leicht zu retten… In diesem Fall jedoch nicht ganz so leicht.
Seit dem Vorfall ist bereits einige Zeit vergangen. Von außen ließ sich das Ausmaß der Beschädigungen nicht erahnen. Als das Gerät, geöffnet auf dem Tisch vor unseren Ingenieuren lag, rutschte es einem der Kollegen raus: „Da ist es – das Ungeheuer vom… Gardasee!“
Es war klar, es wird keine schnelle Datenrettung – doch der Ehrgeiz wurde geweckt. Hier beginnt die Reise in die Tiefen der Datenrettung nach Wasserschaden.
Diagnose: Wasserschaden mit Kurzschlussfolgen
Erste Erkenntnisse nach Öffnung des Geräts:
- Wasser ist bis auf das Logic Board (mehrlagige Leiterplatine) eingedrungen
- Sichtbare Korrosion an mehreren SMD-Komponenten
- Eine Zelle des L-förmigen Akku war aufgebläht und undicht geworden, das Elektrolyt ist ausgetreten
- Gerät ließ sich nicht mehr per Lightning-Port verbinden, der Anschluss war beschädigt
- Display war defekt
Schritt-für Schritt-Datenrettung
- Dekontamination und Trocknung
Das gesamte Mainboard wurde in einem Ultraschallbad gereinigt, um leitfähige Rückstände und Oxidation zu entfernen. Anschließend kam es für mehrere Stunden in eine professionelle Trocknungskammer.
- Board – Level – Reparatur
In diesem Fall war diese nicht möglich. Nicht nur einige Spannungswandler und ein korrodierter NAND- Filter hätten ersetzt werden müssen, weiterhin hätten mehrere Kurzschlüsse behoben werden müssen. Das Hauptproblem war die Beschädigung der mehrlagigen Leiterplatine.
- Chip-off Reballing und Transplantation
Das direkte Auslesen des NAND-Speicherchips ist ein komplexer Prozess. Zum einen muss man bei Reballing sehr vorsichtig vorgehen, zum anderen ist der NAND-Flash bei iPhone verschlüsselt. Die Entschlüsselung ist nur mit dem passenden Secure Enclave Prozessor (SEP) des Original iPhones möglich. Die Schlüssel liegen in der CPU und sind gerätegebunden. In dem Fall konnten wir den NAND-Speicher, die CPU und den A11 Bionic-Chip mit dem Secure Enklave Prozessor (SEP) auf eine speziell für Datenrettungszwecke vorbereitete PCB-Umgebung mit funktionsfähigem Logic Board transplantieren.
- Datenextraktion
Das iPhone startete wieder im Wartungsmodus und wir konnten mit Hilfe einer speziellen Datenrettungshardware mit forensischen Software-Add-ons auf die Dateisystemstruktur des iPhones (APFS) zugreifen und die wichtigen Daten extrahieren.
Ergebnis: 100% Datenrettung und ein Glücklicher Kunde
Am Ende war unser Kunde nach Prüfung der Dateiliste glücklich über das Ergebnis der Datenrettung. Denn wir konnten den gesamten Inhalt des Speicherchips rekonstruieren, inklusive der Bilder und Videos aus mehreren Jahren. Und die Ingenieure haben sich auch ein wenig gefeiert, dass Sie das Monster vom Gardasee bezwungen haben.
Fazit
Wasserschäden gehören zu den tückischsten Ursachen für Datenverlust – gerade bei modernen Smartphones, deren Komponenten auf Sicherheit und Verschlüsselung ausgelegt sind. Die Datenrettung in solchen Fällen ist ein sehr komplexer Prozess und daher sollte dieser nur von erfahrenen Datenrettungslaboren durchgeführt werden. Denn ohne spezifische Ausrüstung, die Reparatur oder Chip-off ermöglicht, und sehr spezielle forensische Software ist man im Fall von Datenverlust machtlos. Doch auch die ausgefeilteste Technik alleine reicht nicht aus. Ohne Know-how, Erfahrung und Ehrgeiz der Ingenieure kann ein so gutes Ergebnis wie in diesem Fall nicht erreicht werden.
Zeit ist kritisch: Je länger das Wasser im Gerät bleibt, desto höher die Korrosionsgefahr.
Um Datenverlust bei Smartphones mit Wasserschaden zu minimieren und die Chancen auf eine erfolgreiche Datenrettung zu erhöhen, kann ein schnelles, vorsichtiges und strukturelles Vorgehen helfen.
Sofortmaßnahmen – erste Hilfe:
- Smartphone sofort ausschalten.
- SIM-Karte und ggfs. SD Karte entfernen.
- Abtrocknen, das Gerät mit einem fusselfreien Tuch abtupfen.
- In luftdichten Beutel legen und optional in Silica-Gel-Päckchen einlegen.
Auf keinen Fall:
- Nicht weiter rumprobieren.
- Nicht aufladen oder anschalten: Strom kann Kurzschlüsse verursachen.
- Nicht föhnen, nicht in den Ofen oder die Microwelle legen.
- Wenn Daten aus Apps wie WhatsApp, Messenger oder Threema gerettet werden sollen: Die Accounts nicht auf einem neuen Gerät aktivieren.
Überlassen Sie nichts dem Zufall, handeln Sie überlegt, denn auch bei der Datenrettung von Smartphones gilt – meistens hat man nur eine Chance auf Erfolg.
Riskieren Sie Ihre Daten nicht, wenn Sie Ihnen wichtig sind und vertrauen Sie diese den KUERT Datenrettungsexperten an.